Informationsblatt Nr. 03
zum Jugendstrafvollzug in freien Formen in Störmthal
Zielstellungen und Ergebnisse des Experimentes
Prisma e. V. schreibt und argumentiert zum Ziel des „Projektes“:
„ Nach der Entlassung werden die meisten dieser Jugendlichen (welche im Strafvollzug waren - d. V.) erneut straffällig (78 Prozent laut einer Rückfallstatistik des Bundesjustiz-ministeriums). …. Ziel dieses Projekts ist es, dass zukünftige Straftaten verhindert werden und diese Jugendlichen konstruktiv am Leben der Gesellschaft teilnehmen, anstatt wieder straffällig zu werden.“
Das Experiment wurde durch die Institute für Kriminologie der Universitäten Heidelberg und Tübingen drei Jahre wissenschaftlich begleitet. (link zum Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts Chance, Jugendstrafvollzug in freien Formen - durchgeführt vom Projekt Chance e. V.) Im Abschlußbericht heißt es zu den Ergebnissen auf Seite 43 zur Akzeptanz gesellschaftlicher Normen:
„Eine Stärkung der Normakzeptanz ist während des Projektverlaufs nicht erkennbar (Tab. 69 s. Rückseite). Die Werte sind im Entlassungszeitpunkt niedriger als im Aufnahmezeitpunkt. … Bei den wenigen Probanden, die 9 bis 12 Monate nach der Entlassung aus dem Projekt einen weiteren Fragebogen ausfüllten, sind die Werte weiter gesunken (Tab. 70). Die Unterschiede (zwischen Aufnahme- und Entlassungszeitpunkt , d. V.) sind nicht signifikant. Eine Verbesserung der Normakzeptanz konnte daher nicht festgestellt werden.“
Und weiter:
„Auch bei den Wertorientierungen der Probanden ist eine signifikante Veränderung zwischen dem Aufnahmezeitpunkt und dem Entlassungszeitpunkt nicht erkennbar“
Am 14.01.2010 titelt die Leipziger Volkszeitung mit Bild der Herren Merckle und Richter: Rückfallquote im freien Vollzug tendiert gen null – siehe Werbeprospekt Prisma e. V.
Oben genannter Abschlußbericht schreibt dazu auf S. 46:
„Zur Legalbewährung nach der Entlassung wurden von 52 Probanden, die sich nach der Entlassung aus den Einrichtungen (Creglingen und Leonberg – d. V.) oder der JVA Adelsheim mindestens ein Jahr in Freiheit befanden, die Bundeszentralregisterauszüge eingeholt. Der maximale Kontrollzeitraum betrug 3 Jahre. Danach lag die Legalbewährungsquote insgesamt bei 52 %, erneut straffällig wurden 48 % der Probanden.
Das bedeutet: In den ersten ein bis drei Jahren wurden gegenüber inhaftierten Jugendlichen im
Jugendstrafvollzug 30 % weniger erneut straffällig ! Wie viele es nach zwei, drei oder fünf Jahren waren, bleibt offen.
Hierbei sei erwähnt, dass es sich bei den Probanden um eine Auswahl von Strafgefangenen handelt. Die Auswahl erfolgte nach deren Eignung für das Experiment. Womit offen bleibt, wie hoch die Rückfallquote dieser ausgewählten Jugendlichen gewesen wäre, wenn sie nicht am Projekt teilgenommen hätten.
Die Normakzeptanz wurde mit Fragen danach erfasst, wie schlimm die Probanden Verstöße gegen bestimmte Strafnormen einschätzen. Die Skalen, auf denen die Einschätzungen erfolgten, reichten von 1 = überhaupt nicht schlimm bis 7 = sehr schlimm
Tab. 69 Veränderung der Normakzeptanz während des Projektverlaufs N=38
Aufnahmezeitpunkt Entlassungszeitpunkt
Beförderungserschleichung 5,08 4,79
Ladendiebstahl 5,79 5,50
Trunkenheitsfahrt 6,42 6,05
Handtaschenraub 6,71 6,47
Kokainkonsum 6,37 5,87
Haschischkonsum 4,97 4,95
Körperverletzung 6,39 6,37
Sachbeschädigung 6,08 5,79
Steuerhinterziehung 6,21 5,84
Sozialleistungsbetrug 6,11 6,26
Diebstahl eines KFZ 6,32 6,39
Bestechungsannahme 6,03 6,03
Unerlaubtes Entfernen nach Verkehrsunfall 5,82 5,66
Ein höherer Wert entspricht einer höheren Normakzeptanz
Interessierte treffen sich jeweils sonntags um 19.00 Uhr im Sportlerheim.
Störmthal, den 03.04.2011 Internet: www.pro-stoermthal.de